Wie geht es dir? – Zeichner*innen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus

“Wie geht es dir?” ist ein neues gemeinschaftliches Comicprojekt, das seit Januar 24 läuft. Ich bin unter den Initiatorinnen und Kuratorinnen, zusammen mit Hannah Brinkmann, Nathalie Frank, Michael Jordan, Julia Kleinbeck, Moritz Stetter und Birgit Weyhe, beratend unterstützt durch Véronique Sina (Goethe-Universität Frankfurt) und organisatorisch durch Annika Gloystein und Bodo Birk (Internationaler Comic-Salon Erlangen).
Der Projekttext: Wir machen Bilder. Wir zeichnen, was wir wahrnehmen, was wir sehen und hören, aber auch, was im Verborgenen bleibt. Wir sprechen mit Menschen aus unserer Umgebung. Der grauenhafte Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und das entsetzliche Leid, das die anhaltenden Angriffe des israelischen Militärs auf den Gaza-Streifen über die Menschen bringen, machen uns fassungslos. Zu erfahren, dass sich jüdische Menschen in Deutschland isoliert und bedroht fühlen, dass sie wieder vermehrt Angst haben müssen, weil sie Juden*Jüdinnen sind, erschüttert uns zutiefst. Gleichzeitig sehen wir mit Schrecken, dass auch Muslimfeindlichkeit und rassistische Diskriminierungen zunehmen. Rechtsextremismus, Hass und Hetze werden immer sicht- und spürbarer, dennoch herrscht oftmals Sprachlosigkeit.

Auch wir sind lange sprachlos geblieben und wollen jetzt Sichtbarkeit schaffen für die Menschen, die betroffen sind. Mit der Aktion „Wie geht es dir? Zeichner*innen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus“ wollen wir Mitgefühl zum Ausdruck bringen und zum Dialog beitragen. Gerade die Zeichnung und der Comic können unserer Erfahrung nach individuelle Geschichten erzählen, aufklären und Nähe schaffen, ohne Menschen und ihre persönlichen Schicksale dabei auszustellen. Am 2. Januar 2024 haben wir deshalb das Projekt „Wie geht es dir?“ gestartet. Im Dialog mit von Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und von anderen Diskriminierungsformen Betroffenen, oder Personen, die sich mit menschenfeindlichen Ideologien auseinandersetzen, erzählen wir kurze Geschichten, die wöchentlich hier publiziert werden: www.wiegehtesdir-comics.de und auf instagram unter @comics_wiegehtesdir.

Die Initiator*innen des Projekts sind die Zeichner*innen Hannah Brinkmann, Nathalie Frank, Michael Jordan, Moritz Stetter, Birgit Weyhe und ich. Zahlreiche weitere Künstler*innen haben ihre Mitwirkung zugesagt. Wir bedanken uns für fachliche und organisatorische Begleitung unserer Initiative durch Dr. Véronique Sina (Goethe-Universität Frankfurt), das Team des Internationalen Comic-Salons Erlangen sowie die Pressestelle der Stadt Erlangen.

Ich habe drei Geschichten für das Projekt gezeichnet:

©Barbara Yelin, 2023.

Die Holocaust-Überlebende Emmie Arbel traf ich zum ersten Mal 2019 in der Gedenkstätte Ravensbrück. Das wissenschaftliche interdisziplinäre Projekt „Narrative Art and Visual Storytelling in Genocide and Human Rights Education“ hatte den Dialog initiiert. Aus zahlreichen Treffen entstand ein Beitrag in der Anthologie „Aber ich lebe: Vier Kinder überleben den Holocaust“ und die soeben erschienene Graphic Novel „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ (Reprodukt).

Rasha. ©Barbara Yelin, 2024.

Rasha Khayat, geboren 1978 in Dortmund, wuchs in Jeddah, Saudi-Arabien, auf. Als sie elf war, siedelte ihre Familie nach Deutschland zurück. Sie lebt in Hamburg und arbeitet als freie Autorin und Übersetzerin. In ihrem Podcast Fempire spricht sie monatlich mit Autorinnen über ihre weiblichen Schreibvorbilder. Im Sommer erscheint ihr zweiter Roman „Ich komme nicht zurück“ (Dumont), in dem es unter anderem über Freundschaften vor und nach 9/11 geht.

Jouanna. ©Barbara Yelin 2024

Jouanna Hassoun ist Geschäftsführerin von Transaidency e. V., politische Bildnerin und Menschenrechtsaktivistin. Sie hat palästinensischen Hintergrund, floh als Kind wegen des Bürgerkriegs im Libanon nach Deutschland. Sie ist unter anderem mit dem Landesverdienstorden von Berlin für ihr bürgerschaftliches Engagement ausgezeichnet worden. Hassoun hat zahlreiche Initiativen und Projekte mitgegründet, darunter im Jahr 2015 den Bildungsverein Transaidency e. V., der sich auch der humanitären Hilfe widmet. Sie initiierte das Projekt „Make Hummus Not Walls und Build Bridges, Not Barriers“, das sich mit dem Israel-Palästina-Konflikt beschäftigt. Nach dem 7. Oktober initiierte sie gemeinsam mit Shai Hoffmann das Projekt Trialoge, bei dem sie deutschlandweit in Schulen mit Schüler*innen über ihre Gefühle zum Krieg in Gaza und Israel sprechen. Für den Einsatz von Transaidency e. V. für Bildungsarbeit und die akute Hilfe für Geflüchtete aus Gaza kann man hier spenden: www.transaidency.org